Mehr Meisterschaft, weniger Mickey-Mouse-Studiengänge

Zwei Tage lang drehte sich auf dem 1. Deutschen Ausbildungsforum alles um Qualität und Attraktivität der beruflichen Ausbildung. Rund 200 Vertreter aus Wirtschaft und Wissenschaft waren in Hannover zusammengekommen, um die Lage am Ausbildungsmarkt zu diskutieren.

Forscher, Geschäftsführer, Personalverantwortliche, Ausbilder und Praktiker aus der betrieblichen Ausbildung waren der Einladung von AUBI-plus gefolgt und verbrachten zwei spannende Konferenztage am Hannoveraner Maschsee. Ausbildungsleiter aus namhaften Unternehmen wie der Deutschen Telekom, Henkel und Schaeffler Technolgies gaben sich regelrecht die Klinke in die Hand und berichteten aus ihrer eigenen Ausbildungspraxis.

Der Bremer Berufsbildungsforscher Felix Rauner startete mit einem Plädoyer für die duale Ausbildung. „Unser System der praktisch ausgerichteten dualen beruflichen Ausbildung ist der entscheidende Erfolgsfaktor der deutschen Wirtschaft. Es ist die Qualität der Facharbeit, die die hohe Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen ausmacht“. Als Unfug bezeichnete er den aktuellen Trend zur Akademisierung der Berufsausbildung. „Wir brauchen nicht mehr Mickey Mouse-Studiengänge wie Golfplatz-Management, sondern mehr Meisterschaft und Durchlässigkeit im Berufsbildungssystem.“ Von den Hochschulen forderte er, sich sich wieder auf Wissenschaft, Forschung und Lehre zu konzentrieren.

Axel Haitzer, Autor des Buches „Bewerbermagnet“, ist sich sicher: „Es gibt keinen Mangel an geeigneten Auszubildenden.“ Unternehmen, die keine Azubis finden, trügen selber Schuld daran. Je nachdem, auf welche Quelle man sich berufe, seien 1,5 bis 2,2 Millionen junge Menschen im Alter von 20 bis 32 Jahren ohne Ausbildung. Der Fachkräftemangel sei demzufolge nur eine Ausrede von untätigen Unternehmen; mit der richtigen Strategie könne jedes Unternehmen geeignete Kandidaten gewinnen.

Auch bekannte Persönlichkeiten waren unter den Rednern: Jugendforscher und Soziologe Klaus Hurrelmann diskutierte mit Ausbildungsleitern und Schülerinnen und Schülern der Gesamtschule Hüllhorst, ob die heutige Azubi-Generation noch zu den Anforderungen der Arbeitswelt passe. Die erstaunliche Antwort: Sehr gut sogar! Wenn Ausbilder bereit seien, sich auf die Erwartungen und Vorstellungen der so genannten Generation Z einzulassen, gebe es nicht mehr Probleme als mit früheren Generationen.

Dringenden Handlungsbedarf sieht Hurrelmann in der Berufsorientierung von Schulabgängern. Er stellt fest: „Die jungen Menschen fühlen sich bei der Berufswahl überfordert. Aus über 300 Berufen mit ihren speziellen Fachrichtungen den passenden zu finden, sei für viele Schüler eine schwer zu bewältigende Herausforderung. Sein Rat an die Betriebe: „Geben sie den jungen Menschen mehr praktische Einblicke in die Aufgaben und Tätigkeiten ihrer angebotenen Ausbildungsberufe.“

Mit frischen Ideen und neuen Impulsen für die eigene Ausbildungsarbeit endete die Veranstaltung am Donnerstagnachmittag. Bei den Teilnehmern stieß die Pilotveranstaltung auf eine durchweg positive Resonanz, so dass das neue Veranstaltungsformat in Zukunft regelmäßig wiederholt werden soll.